Reflektion und Bericht: 

Workshop über Migrationspolitik mit Polis 180 am 25.06.2021

Wahrscheinlich jede Generation muss sich gegen Vorwürfe und Vorurteile älterer Generationen behaupten. Bei meiner ist es die ständig anhaltende Anklage, wir wären unpolitisch. Unter unpolitisch wird meistens verstanden, wir würden uns nicht für Politik interessieren oder damit auskennen und auf gar keinen Fall daran partizipieren. 

Und auch wenn ich diesen Vorwurf grundsätzlich schon als überholt empfinde, betrachtet man das Engagement von Teenagern bei organisierten Demonstrationen von Jugend-Bewegungen wie Fridays for Future oder ähnlichem, hält sich dieses Vorurteil doch sehr hartnäckig.                                                                 

Genauso wie Fridays for Future ist auch Polis 180 eine im Jahr 2015 von jungen Menschen gegründete Organisation, welche sich schwerpunktartig mit Europapolitik beschäftigt und sich selber als „Grassroots-Thinktank für Außen- und Europapolitik“ bezeichnet. Interessanterweise wurden wir, die Geschichtskurse der 10. Jahrgangsstufe am Cecilien-Gymnasium, genau durch Mitglieder dieses politischen Engagements durch einen Workshop zu dem Thema Migration begleitet. 

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in welcher wir uns alle besser kennenlernten, haben wir eine Art Quiz im Internet gemacht, dessen Ziel es war, uns grundsätzliche Begrifflichkeiten rund um die Thematik Migration näher zu bringen und deren Bedeutung zu verstehen. Dabei gab es zum einen Fragen, bei denen wir selber Antworten schreiben mussten, zum Beispiel, welche Gründe für Migration uns einfallen, aber auch Multiple Choice-Fragen. Oftmals folgten Statistiken und Studien auf die kreativeren Fragen, bei denen es uns möglich war, das Quiz selber zu gestalten. Dadurch wurde zum Beispiel gezeigt, was die häufigsten Gründe für Migration sind oder auch wie viele Menschen auf der Welt nicht in ihrem Heimatort leben und somit Migranten sind. Aufgrund der Anonymität beim Beantworten der Fragen waren auch jene, bei denen es ums Schätzen ging, sehr angenehm, da der Charakter des Sich-lustig-Machens weggefallen ist und es eher um ein Lösungsfinden des ganzen Kurses ging. 

Nach diesem ausführlichen und zeitintensiven Quiz wurden drei spezifische Fälle von Migration in Gruppenarbeit behandelt. Dies geschah durch Videos, aus welchen bestimmte Informationen herausgeschrieben werden mussten, welche danach als große Gruppe in den verschiedenen Beispielen verglichen wurden. Das führte dazu, dass ein besseres Gespür für verschiedene Arten von Migration trainiert wurde und Ungerechtigkeiten und Probleme deutlicher wurden. 

Es kam dabei heraus, wie schon während des Quiz´ deutlich geworden war, dass Migration viel mehr als Flucht vor Krieg oder politischer Verfolgung ist, sondern beispielsweise auch das Umziehen von Studenten in ihre Studienstadt/ ihr Studienland Teil von Migration. Erstaunlich deutlich wurden außerdem dabei die Vorteile der Europäischen Union, in welcher Migration innerhalb der EU überhaupt kein Problem für die Betroffenen darstellt. Sobald die potentiellen Migranten jedoch außerhalb der EU wohnen, wird es sehr kompliziert, ungerecht und häufig auch völlig unsinnig. Zuletzt wurde eine Diskussion innerhalb der Gruppe geführt, wie mit Migranten besser umzugehen ist und was Kernproblematiken sind. Dieser Teil des Workshops hat mir persönlich am besten gefallen, da uns die Möglichkeit geben wurde, über das Theoretische hinwegzugehen und spannende Ansichten auf bekannte Problematiken kennenzulernen, welche von einem alleine bereits zu oft durchgekaut wurden. 

Abschließend lässt sich sagen, dass es sich um einen sehr spannenden Workshop gehandelt hat, welcher verschiedene Blickwinkel auf Migration und Herangehensweisen an diese Thematik aufgezeigt hat und somit sehr lehrreich war. Auch die Leiter waren sehr freundlich und sind individuell auf den Kenntnisstand der Gruppe eingegangen. Allerdings muss gesagt sein, dass sich die zwei Schulstunden teilweise etwas langatmig gestaltet haben, da viele Dinge bereits völlig oder in Teilen bekannt waren. 

Dies zeigt natürlich ein weiteres Mal, dass der Vorwurf des fehlenden politischen Interesses bei heute lebenden Jugendlichen falsch ist, in diesem Fall hätte Unwissenheit den Gebildeten jedoch geschützt. Und zwar vor sich zu langsam nach vorne bewegenden Uhrzeigern. Vielmehr hätte ich mir mehr Diskussionsspielraum und innovative Lösungsfindung zu alten Problemen gewünscht. Das hätte den Gruppenleitern gegebenenfalls neue Ideen für ihr Vorgehen bei Polis 180 gegeben und uns ein Stück persönliche Weiterentwicklung.                                                                                                                                     

Alles in allem handelt es sich trotzdem ohne Zweifel um einen interessanten und weiterbringenden Workshop, welchen ich uneingeschränkt weiter empfehlen würde und sehr genossen habe. 

Lilith Lange (EF)

Workshop über Migrationspolitik mit Polis 180
Cecilien-Gymnasium