Was sind die Wahloptionen bei der Europawahl? Wie funktioniert der Wahlkampf? Wie versuchen die Kandidat*innen Einfluss auf die Wählerschaft zu nehmen? Angesichts der bevorstehenden Europawahl im Juni und der damit einhergehenden Erstwahl für viele von uns, brannten uns diese Fragen unter den Fingernägeln. Dementsprechend groß war auch der Andrang auf das Planspiel, das den Europawahlkampf genauer unter die Lupe nahm. Hierzu erhielten wir Unterstützung von fachkundigen und verständnisvollen Planspielleitern des Wahlbüros der Stadt, welche uns immer zur Seite standen und unsere Fragen stets beantworteten.

Nach einer kurzen Einführung und Abfrage eines Stimmungsbilds über die EU konnten wir auch direkt loslegen und uns selbstständig an die Arbeit machen. Hierbei konnten wir uns verschiedenen Parteien, der Presse oder auch Verbanden und Interessengruppen zuordnen. Zuerst hieß es, sich mit den eigenen Interessen, Zielen und Positionen vertraut zu machen, damit eine wahrhafte Verkörperung der verschiedenen Gruppen und somit ein erfolgreiches Planspiel möglich werden konnten. Dies erwies sich allerdings keineswegs als Schwierigkeit. Unmittelbar nach der Einteilung der Gruppen entwickelte sich bereits eine Eigendynamik. Es wurden Bündnisse geschlossen, Misstrauen gesät und Taktiken entwickelt. Es konnte dem Europawahlkampf kaum näherkommen. Unter der fürsorglichen Anleitung der Projektleiter wurden nun Kampagnen entwickelt und Wahlprogramme verfeinert. Interviews, Wahlsprüche, Wahlplakate und mediale Präsenz standen nun auf der Tagesordnung, während das Wettbewerbsfieber weiter um sich griff und nun wirklich jeden ansteckte. Seinen Höhepunkt fand dieser Kampfgeist schließlich in der abschließenden Diskussionsrunde, in welcher zuerst die Presse-Gruppe ihre Berichterstattung zu einem Abschluss brachte und anschließend die verschiedenen Parteien die Chance erhielten, ihre erarbeiteten Positionen und Argumentationsgänge zu präsentieren. Die folgende Diskussion zwischen Vertreter*innen der Parteien kann nur als Rhetorikfeuerwerk beschrieben werden. Alle Beteiligten vertraten mit Herzblut und Freude ihre Position. Bevor es dann aber zu der Wahl kommen konnte, sprachen noch die Interessensgruppen ihre Wahlempfehlungen aus. Dem allgemeinen aktuellen Stimmungsbild widersprechend gewann die linke Partei die Wahl, was große Freude hervorrief.

In der anschließenden Reflektionsrunde evaluierten wir unsere Arbeit und den simulierten Wahlkampf. Wie groß war die Versuchung der Presse die Wählerschaft zu beeinflussen? Wie ist es eine fremde Meinung einzunehmen? War der Wahlkampf immer fair? Diese Fragen wurden nun behandelt und beantwortet. Auch hier lag der Fokus wieder auf unseren eigenen Erfahrungen, was einen interessanten und interaktiven Austausch ermöglichte.

Abschließend kann gesagt werden, dass wir alle positiv auf das Planspiel zurückblicken. Spielerisch und mit viel Freiraum konnten wir die Tücken, aber auch, und das ist noch viel wichtiger, die Privilegien eines solchen Wahlkampfes erkennen und hautnah miterleben. Die kurzzeitige Adaption fremder, zum Teil radikaler, Meinungen ermöglicht es uns gegnerische Argumentationsweisen zu durchschauen und diese leichter zu entkräften. Generell hat uns das Planspiel auch aufgezeigt, wie wertvoll Demokratie und politische Teilhabe sind. Dementsprechend motiviert schauen wir nun auch auf die kommende Wahl und freuen uns, endlich von unserem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Hannes Ellermann, Q1

Planspiel zur Europawahl
Cecilien-Gymnasium