Ein Schüler untersucht ein Reh.
Anatomie hautnah – Forensikkursschüler bei der Präpara tion eines Rehs.

„Blutspurenmusteranalyse“, „perfekte Leichenbeseitigung“, „Tatortreinigung“ und „Dokumentation des Fliegenbefalls auf einer toten Maus“ – dies waren nur einige Themen zu denen die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses Forensik ihre schriftlichen Arbeiten anfertigten. An den Ergebnissen der Recherchen und forensischen Experimenten zeigten sich sogar Kriminalbeamte aus Düsseldorf beruflich sehr interessiert.

Die Geburtsstunde des Projektkurses, der bislang einmalig in Deutschland am Cecilien-Gymnasium angeboten wird, war die forensische Nacht 2013 in der Uni Düsseldorf. Die kriminalistischen Interessen der Biologie-Lehrerinnen Julia Juchems und Stefanie Theuer (Cecilien-Gymnasium Düsseldorf) fanden nun endlich ein praktisches Betätigungsfeld in der Oberstufe: ein Projektkurs Forensik für den Jahrgang 11 war geboren. In zwei Wochenstunden werden ein komplettes Schuljahr lang die biologischen Vorgänge, die während und nach dem Tod eines Menschen eintreten sowie die forensische und kriminalistische Sichtweise beleuchtet. Und das Ganze möglichst anschaulich und praktisch, um damit dem hohen Schüler- (und Lehrerinnen-) Interesse an Serien wie CSI, Body of Proof, Bones oder Criminal Minds Rechnung zu tragen.

So wurden einige der Vortragenden der forensischen Nacht zu Referenten des Projektkurses, die wiederholt das Ceci besuchten und die Schüler mit Spurensicherung, Aussagekraft von Zähnen und Knochen für die Identifizierung von Leichen, aber auch über den Alltag in der JVA, die Arbeit von Seelsorgern und Bestattern sowie der (praktischen) Arbeit mit Spürhunden vertraut machten und so einen Blick auf die vielen beteiligten Menschen und Facetten des „Todes“ warfen.

Unterrichtsgänge in die Rechtsmedizin der Uni Düsseldorf und zu Knochenworkshops im Neanderthal sowie praktische Sezierübungen an einem Reh (bei einem befreundeten Jäger) und an Grillhähnchen in den Bioräumen der Schule, vertieften die Informationen rund um die „Anatomie des Todes“ und damit die Vorstellung möglicher zukünftiger Berufsfelder für die 16jährigen Schülerinnen und Schüler.

Das Thema Forensik ist nun schon im zweiten Jahr am Cecilien-Gymnasium kein Tabuthema mehr, sorgt jedoch bei einigen Kollegen im Lehrerkollegium immer wieder für entsetzte Gesichter, wenn Juchems und Theuer in der großen Pause über Schusswunden, Erhängen oder andere unnatürliche Todesursachen locker und oft mit einer Portion Humor fachsimpeln. Häufig finden Schülerberatungsgespräche auf dem Flur statt, bei denen die Vorbeilaufenden nur etwas von Tod im Vakuum, erfolgreicher Leichenbesiedelung durch Insekten oder dem entsetzlichen Gestank des tagelang in Säure gekochten Schweineknochens mitbekommen.

Das große Interesse und die Begeisterung an dem Thema vermitteln nicht nur die beiden Lehrerinnen, sondern spiegeln sich auch am Wahlverhalten der Oberstufenschüler wider: Obwohl die Schülerinnen und Schüler den Kurs zusätzlich zu ihrem üblichen Fächerkanon wählen und damit noch einmal mehr einen Nachmittag in der Schule verbringen, haben den Kurs doch bisher immer deutlich mehr gewählt, als aufgenommen werden konnten.

So wie alle Fernsehserien um Tatortermittler und Rechtsmedizin aufgrund der großen Beliebtheit in die 2., 3. und 4. Staffel gehen und den Zuschauer mitfiebern lassen, so geht der Projektkurs Forensik am Cecilien-Gymnasium voraussichtlich im neuen Schuljahr in die 3. spannende Folge.

Die Schüler unterscuchen die Atrappe einer Leiche.
Das Spurensicherungsteam vom Ceci bei der Arbeit. Hinten Zweite von rechts Julia Juchems, Dritte von rechts Stefanie Theuer.

J. Juchems

Crime Scene am Ceci
Cecilien-Gymnasium