lautet ein Thema im evangelischen Religionsunterricht der Jg. 9, welches laut Vorgabe zum einen im Kontext „Christen im Nationalsozialismus“ und zum anderen im Kontext „Kirchen in der DDR“ betrachtet werden soll.
Bringen die meisten Schüler betreffend Nationalsozialismus bereits eine Menge Vorwissen mit, welches es dann fachspezifisch zu konkretisieren gilt (Führerkult, Kirchenkampf etc.), so stellt sich das Wissen über die jüngste deutsche Vergangenheit als äußerst lückenhaft heraus.
Es fehlt nicht nur an grundlegenden Informationen über die Entstehungsgeschichte der DDR, über die dahinter stehende marxistisch-leninistische Ideologie, über das Regierungssystem etc,, sondern vor allem mangelt es an einem Bewusstsein darüber, dass wir Deutschen mit der DDR bis 1989 einen Staat erlebt haben, in dem Demokratie und Menschenrechte Theorie, deren Missachtung Praxis war.

Anschaulich erzählen konnte darüber der Ex-DDR-Bürgerrechtler Alexander Bauersfeld, Jahrgang 1948, der in Kooperation von dem 9er Religionskurses des Luisen- sowie des Ceciliengymnasiums als Zeitzeuge eingeladen worden war.
Er geriet als Student der Theologie Mitte der 1970er Jahre aufgrund seiner kirchlichen Friedensarbeit („Schwerter zu Pflugscharen“) und seiner Westkontakte in Konflikt mit dem DDR-Regime. Es folgten: Bespitzelung durch die Staatssicherheit, am 13. Januar 1983 Verhaftung wegen „Landesverräterischer Nachrichtenübermittlung“, ein nichtöffentlicher Prozess, Verurteilung zu drei Jahren Haft, Erpressung zur Zwangsscheidung.
Er selbst wurde 1984 von der BRD für 95.000 DM (ca. 47500 Euro) freigekauft und dann offiziell aus der DDR Staatsbürgerschaft entlassen.

Eine solche Biographie, angereichert mit vielen Einzelepisoden, weckt allein schon bei Schülern großes Interesse, aber vielmehr noch beeindruckte die Zuhörer das nachhaltig, was Herr Bauersfeld ihnen über seine Motivation vor Schülern zu sprechen und als Appell an sie mit auf den Weg gab:

– dass das Geheimnis der Freiheit im Mut des Einzelnen liege.
– dass Beten für einen Christen Lebenshilfe bedeuten und dass eine bestimmte Art von Literatur gegen ideologisches Gift immunisieren könne.
– dass man auch in der sogenannten freien Welt mal zum Querulanten werden müsse.
– dass Freiheit schneller verloren gehen kann als man glaube.
– dass die Vergangenheit nicht zu kennen, die Zukunft kosten kann!

Wir bedanken uns bei Alexander Bauersfeld für diesen anregenden Exkurs gelebter Geschichte!

Die Schüler des ev. Religionskurses 9a/d – Perlick

Fotos: Ines Perlick / Katja Krikowski-Martin
Im Hintergrund zu sehen: Plakatausstellung „Mauern. Gitter. Stacheldraht“

„Anpassung oder Widerstand?“
Cecilien-Gymnasium